Sicherheit beim Weihnachtsbaumtransport

Unser Fachanwalt für Verkehrsrecht Alexander Kerstiens im Interview über die weihnachtliche Ladung
Auf den Straßen in unserer Region sieht man immer häufiger Tannenbäume abenteuerlich in offene Kofferräume gequetscht oder auf Autodächer gebunden. Was muss man beim Transport beachten?
Kerstiens: Wenn man einen Weihnachtsbaum auf dem Dach transportieren will, dann ist die Faustregel: Die Spitze des Baumes sollte nach hinten zeigen, damit der Fahrtwind die Äste nicht beschädigt. Ansonsten sieht die Tanne am Heiligabend ziemlich zerrupft aus. So ein Baum muss außerdem, wie jede andere Ladung im Straßenverkehr, unbedingt vernünftig gesichert sein. Das bedeutet, dass der Baum sich bei der Fahrt nicht von Ort und Stelle bewegt, egal ob am oder im Fahrzeug. Die Zweige des Baumes dürfen natürlich nicht die Sicht des Fahrers stören.
Was kann im schlimmsten Fall passieren, wenn der Baum nur unzureichend gesichert transportiert wird?
Kerstiens: Wenn sich ein Baum bei der Fahrt vom Auto löst, dann wird er zum potentiell tödlichen Geschoss. Dazu gibt es aus der Vergangenheit viele Crashtests, die zeigen, dass eine große Gefahr von schlecht gesicherten Bäumen ausgeht. Abgesehen von der möglichen Gefahr im Straßenverkehr, kostet eine falsche Sicherung, bei der andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden, in diesem Fall eine Strafe von bis zu 60 Euro und einen Punkt in „Flensburg“. Kommt es zu einem Unfall, wird es deutlich teurer.
Wie kann man den Baum denn sicher befestigen?
Kerstiens: Mit ausreichend vielen, handelsüblichen Spanngurten um den Stamm ist ein Tannenbaum gut gesichert. Vorausgesetzt natürlich, die Spanngurte sind fachgerecht montiert und die Ladung übersteigt nicht die Ladekapazitäten des Pkws. Beim Transport auf dem Dach des Autos sollte unbedingt ein Dachgepäckträger zur Verfügung stehen. Ohne diesen lässt sich der Baum nicht sicher am Auto befestigen. Bei den Spanngurten wie beim Dachgepäckträger darauf achten, dass nur solche verwendet werden, die ein gültiges Prüfzeichen aufweisen. Und auch wenn viele Autofahrer sie gerne benutzen: Gummiexpander können einen Tannenbaum nicht ausreichend sichern.
Baum auf’s Dach geschnallt und los geht’s? Was muss noch beachtet werden?
Kerstiens: Ganz so einfach ist es leider nicht. Der Baum darf weder das Kennzeichen des Fahrzeugs, noch Scheinwerfer, Rückleuchten oder Blinker verdecken. Wie bereits angesprochen, dürfen auch die Ladekapazitäten nicht überschritten werden: Der Christbaum darf weder vorne noch an den Seiten über das Auto hinausragen. Etwas anders ist das am Heck des Wagens. Wenn der Baum mehr als einen Meter hinüberragt, dann muss er mit einer roten, mindestens 30 mal 30 Zentimeter großen Fahne und bei Dunkelheit mit einem roten Licht gekennzeichnet sein. Auch hier droht sonst als Strafe ein Bußgeld. Außerdem sollte im besten Fall auch der Lack des Wagendachs durch eine Decke vor Kratzern geschützt werden.
Kleinere Tannen passen oft auch in den Kofferraum. Wie funktioniert das am besten?
Kerstiens: Wenn man sich für den Laderaum entscheidet, dann klappt man zuerst einmal die Rücksitze um. Das untere Ende des Stammes sollte zur Fahrtrichtung zeigen und direkt an die Rückenlehne der vorderen Sitze stoßen. Auch hier wieder auf eine ordnungsgemäße Sicherung mit Spanngurten und auf die Sichtbarkeit von Rückleuchte und Kennzeichen achten. Wird das gute Stück im offenen Kofferraum kutschiert, darf es höchstens 1,5 Meter über das Heck hinausragen und muss ebenfalls gekennzeichnet sein. Des Weiteren sollte man während der Fahrt wegen des möglichen Eindringens der Abgase ein Seitenfenster zumindest einen Spalt weit offen halten. Hier gilt ebenfalls, dass der Fahrer durch die Ladung nicht behindert und die Sicht nach vorne und auf die Seitenspiegel nicht eingeschränkt werden darf.
Was gibt es sonst noch für Möglichkeiten einen Baum zu transportieren?
Kerstiens: Wenn der gewünschte Weihnachtsbaum weder in den Innenraum des Fahrzeugs passt noch auf das Dach des Autos geschnallt werden kann, dann ist der Transport per Anhänger die geeignetste Methode. Generell sollte man seinen Wunschbaum nicht nur nach Größe und Schönheit aussuchen, sondern auch danach, ob er zum vorgesehenen Transportfahrzeug passt – so und mit guter Sicherung steht dem Weihnachtsbaum für Zuhause nichts mehr im Wege.